Supporterskommentar zum DFL-Sicherheitspapier

Liebe Supportersmitglieder, liebe 05er,

 

am 12.12.2012 wurde von der Mitgliederversammlung des Ligaverbandes ein Paket von Anträgen beschlossen, welches sehr viel Aufregung hervorrief.
Wir möchten unsere Sicht zur Entwicklung bis zu diesem Termin darstellen und unsere Haltung zu diesem Thema verdeutlichen.

 

Ausgehend von Forderungen aus der Politik nach Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit rings um den Fußball, wurde von der DFL im Oktober ein erstes Papier vorgelegt.
An dieser Stelle ist festzustellen, dass bereits der Ansatz zu hinterfragen ist. Wir sind der begründeten Auffassung, dass es ein außergewöhnliches, nicht zu beherrschendes Sicherheitsproblem im deutschen Fußball nicht gibt. Die Sicherheit in den Stadien der Bundesligen ist im weltweiten Vergleich sehr hoch, die Zahl der Vorfälle und Verletzten ist im Verhältnis zu anderen Großveranstaltungen niedrig. Trotzdem kann auch jedes funktionierende Sicherheitskonzept weiter optimiert werden.

 

Leider war der erste Entwurf des DFL-Papiers „Sicheres Stadionerlebnis“, wenn man denn auf die Forderungen der Politik schon in Form eines solchen Papiers reagieren will, höchst problematisch und irritierend.
Nach einer Phase erstaunter und oft erschrockener pauschaler Ablehnung, erfolgte eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Papier auf verschiedenen Ebenen. Dabei wurde in vielen Vereinen gemeinsam mit den Vereinsverantwortlichen und Fanvertretern an Stellungnahmen mit meist klarer Ablehnung einzelner Punkte des Papiers gearbeitet. Gleichzeitig wurde allerdings auch darauf verwiesen, dass die Zeit bis zum 12.12. viel zu knapp bemessen ist, um eine den vorgelegten Punkten angemessene Reaktion gründlich zu erarbeiten.

 

In Mainz konnten wir auf der Basis unseres funktionierenden Dialoges zwischen Vereinsführung und Fanvertretern eine gut arbeitende AG ins Leben rufen, die sich der Themen des Arbeitspapiers annahm. In der AG wurde die erste Stellungnahme des 1. FSV Mainz 05 zum Papier „Sicheres Stadionerlebnis“ erarbeitet.
Im November veröffentlichte die DFL eine zweite Fassung des Papiers. Auch dieses wurde von uns im Rahmen der knappen Zeit diskutiert und mit einer neuen Stellungnahme kommentiert.

 

Die sehr konkret geäußerten Kritikpunkte, die von vielen Vereinen und Fanvertretungen eingebracht wurden, führten zu einem Paket aus 16 Anträgen, die die DFL der Mitgliederversammlung des Ligaverbandes am 12.12.2012 zur Abstimmung vorlegte.
Eine Reihe von Themen tauchen überhaupt nicht mehr auf, weil klar wurde, dass sie unhaltbar waren. Andere Themen traten neu oder deutlich verändert auf, wobei man den Einfluss der verschiedenen eingebrachten Stellungnahmen deutlich erkennen konnte.

 

Der regelmäßig geführte Dialog der Vereine mit den Fans soll zukünftig Bestandteil der Lizensierungsauflagen sein, der fanseitigen Forderungen nach qualifiziertem Sicherheitspersonal wurde entsprochen.
Dennoch gib es in den vorgelegten und beschlossenen Anträgen zwei Themengebiete die kritisch diskutiert werden. Es sind die Fragen von Vollkontrollen und die Möglichkeit, Kartenkontingente zu reduzieren.
Gerade die Wahrung der persönlichen Integrität bei Zugangskontrollen und die Ablehnung von Kollektivstrafen sind Forderungen nicht nur von Fans, die oft und deutlich vorgebracht wurden.
Die tatsächlichen Anträge zu Risikospielen, bei denen beide Themen eine Rolle spielen, führen jedoch nicht zu einer Veränderung der bisherigen Situation. Wenn der unscharfe Begriff „verstärkte Kontrollen“ für sogenannte Risikospiele als mögliche Maßnahme auftaucht, und Kontrollen nunmehr
„sicher, zügig und angemessen, insbesondere verhältnismäßig und sorgfältig durchgeführt“ werden sollen, so ist das präziser, als der status quo.
Der Verzicht auf sogenannte Vollkontrollen hätte sich nach unserer Auffassung jedoch noch deutlicher im Text der Anträge und nicht nur in den Erläuterungen dazu wiederfinden können.

 

Auch die Möglichkeit, aus Sicherheitsgründen die Zahl von Plätzen zu reduzieren, besteht bereits heute. Ergänzt zur bestehenden Regelung wurde beschlossen, nicht nur Steh-, sondern auch Sitzplätze reduzieren zu können. Dies spiegelt auch die Praxis wieder, Pufferblöcke neben Gästebereichen einzurichten. Es geht in dieser Regelung auch gar nicht ausschließlich um Gästeplätze.
In einem weiteren Antrag wird die Regelung, nach der 10 % der Plätze dem Gastverein zustehen um die Einschränkung ergänzt, dass dieses Kontingent reduziert werden kann, wenn Sicherheitsmaßnahmen das erfordern. Unserer Meinung nach hätte man auf diesen Passus gänzlich verzichten können, da er nur die gängige Praxis beschreibt.

 

Insgesamt können wir feststellen, dass der Dialog auf verschiedenen Ebenen dazu geführt hat, dass aus einem völlig inakzeptablen Entwurf ein ganz anders aufgebautes Antragspaket wurde.

Trotz allem bleibt sicher der Ausgangspunkt der Überlegungen bestehen: warum musste überhaupt in dieser Eile gehandelt werden?

 

Die weit verbreitete Ablehnung der Beschlüsse vom 12.12. ohne zeitlichen Aufschub wurde leider auch durch die Politik verschärft. Insbesondere durch die Vertreter der Innenministerkonferenz wurde bis kurz vor der Abstimmung der gesamten Frage ein unangemessener Symbolcharakter beigemessen. Zudem wurden populistische Drohungen für den Fall der Nichtannahme der Anträge ausgesprochen. Auch entsteht der Eindruck, dass sich Vertreter der Politik mit den jetzt verabschiedeten Inhalten jedenfalls im Detail nicht befasst haben.

 

Wir appellieren an alle Vereine, die bestehende und angepasste Rechtslage verantwortungsvoll, verhältnismäßig und mit Rücksicht auf die Belange der Fans anzuwenden. Ganz besonders gilt, dass der Dialog nunmehr keinesfalls am Ende sein darf. Vieles, wofür keine Zeit und Möglichkeit der Diskussion war, muss Zeit und Rahmen bekommen, um sich auf gemeinsames Vorgehen verständigen zu können.

 

Wir stehen für einen solchen Dialog nach wie vor bereit – mit der Vereinsführung aber auch mit allen Fans.

Die gesamte Diskussion um das DFL-Sicherheitspapier zeigt, welchen Einfluss die Fans im Fußball haben, aber auch welche Verantwortung damit einhergeht. Nur gemeinsam können wir den Fußball bewahren. Dazu sind alle Beteiligten aufgerufen.

 

Der 12.12. ist nicht das Ende der Fankultur. Und der rund um die Sicherheitsdebatte entstandene Dialog bietet eine große Chance, muss aber auch im nächsten Jahr intensiv und gleichberechtigt weitergeführt werden. Nicht nur in Mainz, sondern auch bei den Verbänden und bundesweit.

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