Archiv des Autors: Sebastian Schneider

Zweifelhaftes Dialogangebot der DFL

Die Posse rund um den Investoren-Deal geht in die nächste Runde. Nachdem in den letzten Wochen viele Spiele durch Fans verzögert wurden, um den Protest gegen den Vorgang auszudrücken, scheint die Geschäftsführung der DFL nun den Versuch zu starten, ein Gesprächsangebot an die Fans zu richten. Wohlgemerkt wurden die Einladungen erst Stunden nach der Pressemitteilung versendet.

Gespräche zu führen, nachdem die Entscheidungen bereits getroffen wurden, erscheint uns nicht wirklich zielführend und wir bezweifeln, dass ein solches Gespräch überhaupt ein Ergebnis liefern kann. Anscheinend meint man, den wenig intellektuellen Fans die Bedeutung des Deals noch einmal erklären zu müssen. Danke nein! Ein Feigenblatt.

Interessant ist, dass die offensichtliche Verletzung der 50+1-Regel durch Hannovers Präsident Martin Kind, der entgegen der Weisung des Kernvereins handelte, komplett verschwiegen wird. Dadurch ist das Abstimmungsergebnis anfechtbar. Dies interessiert in den Reihen der DFL offenbar niemanden, denn das Ergebnis passt ja zum eigenen Gusto. Fernando Carro und Achim Watzke drohten nach der Abstimmungspleite im Mai den potentiell aufmüpfigen Vereinen unverhohlen mit der Kündigung der ligaübergreifenden finanziellen Solidarität, sollte der Investorendeal nicht doch noch irgendwie über die Bühne gehen.

Doch auch in der Liga regt sich Widerstand gegen die fragliche Entscheidung. Einige Vereine zweifeln an der Rechtmäßigkeit der Abstimmung und geben mittlerweile offen zu, dass es nachvollziehbar ist, dass Fans weit über die Fankurven hinaus sich betrogen fühlen.

Die Forderung nach einer Rücknahme der Entscheidung und öffentlichen Abstimmungen bei DFL-Versammlungen bleibt erhalten. Durch dieses Gesprächsangebot Mit Alibifunktion werden die Proteste in den Kurven sicherlich nicht enden. Der Konflikt wird sich nicht aussitzen lassen!

Wir erwarten von Mainz 05 – und allen anderen DFL-Vereinen – dass sie der Mitgliedermeinung folgen, die keineswegs ausschließlich mit Fussballromantik, sondern auch mit Geschäftssinn begründet ist und für eine Rücknahme der Entscheidung einstehen!

FAN-TALK im Stadion zur sportlichen Lage

Gude 05er,

gerne schließen wir uns dem Aufruf der Fanabteilung an. Kommt alle zum Fan-Talk am Donnerstag, 01. Februar um 18 Uhr im Logenbereich im Stadion.

Hier noch der Aufruf im Wortlaut:

Fan-Talk mit sportlicher Leitung und Spielern
Gemeinsam gegen den Abstieg! Sportlich schwierige Situation, angespannte Stimmung – für Fans und Verein gibt es aktuell einige Themen zu diskutieren. Unsere Fanabteilung freut es daher sehr, dass Vorstand und sportliche Leitung ihrer Idee, einen gemeinsamen Austausch mit ihnen und den Fans zu organisieren, direkt zugestimmt haben.


Wir laden alle interessierten Mitglieder und Dauerkarteninhaber ein zum Fan-Talk im Stadion am Europakreisel am Donnerstag, 1. Februar um 18 Uhr. Sportvorstand Christian Heidel, Sportdirektor Martin Schmidt, Cheftrainer Jan Siewert und der eine oder andere Spieler stellen sich euren Fragen und freuen sich auf einen offenen Austausch mit euch zur aktuellen sportlichen Situation des Vereins. Moderiert wird der Talk von Alex Schulz und Christoph Stendzina.
Unser Wunsch: Über einen kritischen, konstruktiven Austausch vor den beiden wichtigen Heimspielen gegen Werder Bremen und Union Berlin die Basis für einen gemeinsamen leidenschaftlichen Abstiegskampf zu schaffen.
❗️ Die Tore öffnen um 17 Uhr. Um für alle Beteiligten einen geschützten Rahmen zu bieten, sind keine Bild- und Tonaufnahmen der Veranstaltung gestattet. 

Kommt also alle vorbei und diskutiert mit!

Eure

Supporters Mainz

Bericht vom Bundestreffen von Unsere Kurve (6. / 7.Januar)

Gude 05er,

während die Fußballvereine noch in der Winterpause sind und sich auf die Fortsetzung der Saison vorbereiten, waren am ersten Januar-Wochenende zahlreiche Fanvertreter im verschneiten München schon wieder im Einsatz. Beim Bundestreffen von Unsere Kurve e.V. haben sich Fanvertreter aus der ganzen Republik über die neusten Entwicklungen des Profifußballs ausgetauscht. Die intensiven Treffen finden in der Regel zweimal im Jahr statt und bieten immer wieder gute Möglichkeiten für Austausch, Inspiration und gegenseitige Motivation. 

Unsere Kurve e.V. ist der Bundesverband der Fanvertretungen und agiert vertretend für die Mitgliedsinstitutionen gegenüber den Fußballverbänden. Die Mitglieder sind Fanvertretungen aus den ersten vier Ligen. Damit repräsentiert Unsere Kurve e.V.  ein breites Feld an Fußballfans. An vorderster Stelle steht die Vernetzung und der Austausch, um Erkenntnisgewinne mit den anderen Standorten zu teilen. Dies bringt einen sehr großen Mehrwert für die Fanarbeit vor Ort. 

Die Tagesordnung beim Treffen in München war lang. Besprochen wurden unter anderem die Themen DFL-Investor, 50+1 Regelung, Polizeigewalt, Pyrotechnik, Mitgliederwerbung, Ticketing und Videoschiedsrichter. Gerade beim Thema DFL-Investor hat sich gezeigt, dass sehr viele Fanvertretungen die Erfahrung teilen, dass bei dieser wichtigen Entscheidung sehr häufig die Meinung von Fans und Vereinsmitgliedern zwar gehört, aber nicht berücksichtigt wurde. Vielerorts wird von einer zunehmenden Entfremdung vom Produkt Fußball gesprochen. 

Grundsätzlich wartet auch in diesem Jahr viel Arbeit auf die Fanvertretungen, zum Beispiel beim Thema Videoschiedsrichter aufgrund der dadurch ständigen Spielunterbrechungen oder auch beim Ticketing. Gerade beim Erwerb von Eintrittskarten stehen sich die fortschreitende Digitalisierung und der Datenschutz gegenüber. So ist es nahezu unmöglich, ohne die Angabe von persönlichen Daten Tickets für Auswärtsspiele zu bekommen. Einen Tageskassenverkauf mit Hardtickets gibt es bei fast keinem Verein mehr. 

Trotz der gegenwärtigen Entwicklungen im Profifußball besteht gerade aufgrund solcher Netzwerktreffen weiterhin große Motivation, gemeinsam die Dinge, die uns Fans wichtig sind, voranzutreiben. Für mehr Informationen über die Arbeit im Bundesnetzwerk empfiehlt sich ein Blick auf die Website: https://www.unserekurve.de

Wer sich für die fanpolitische Arbeit interessiert darf sich gerne bei uns melden. Wir suchen stets Unterstützung.

Nein zum Investor in der DFL!

Wie schon im Mai fordern wir Mainz 05 auf, sich bei der in Kürze stattfindenden Versammlung der DFL gegen einen Investor auszusprechen. Elementare Fragen, wie die nach der Garantie für Mehreinnahmen durch eine digitalere Vermarktung, werden weiterhin nicht beantwortet. Es ist ungewiss, ob die Beträge, die an den Investor abzuführen sind, letztendlich durch Mehreinnahmen kompensiert werden können.

Auch ist es sehr unglücklich, dass solch richtungsweisende Entscheidungen, die den Fußball für die nächsten 20 Jahre binden und beeinflussen, nicht auf breiter Basis diskutiert werden. Die fehlende Beteiligung der Mitglieder hat einen sehr faden Beigeschmack. Trotz einer leicht veränderten Herangehensweise sehen wir den erneuten Versuch, die Mehrheit der Clubs vom Einstieg eines Investors zu überzeugen, kritisch und lehnen diese Idee ab.

Wiederholt wird mit Zeitdruck gearbeitet, anstatt gemeinsam und mit Weitsicht an einer durchdachten Vision für den deutschen Fußball zu arbeiten. Modellen anderer Ligen blind nachzueifern, erscheint wenig zielführend; es existieren hier und dort verschiedene Grundvoraussetzungen. Jüngste Beispiele aus dem Ausland zeigen die negativen Folgen einer Abhängigkeit von einem Investor.

Sinnvoller erscheint es, die Alleinstellungsmerkmale des deutschen Fußballs herauszustellen, wie zum Beispiel die Mitgliederbasis, starke (unabhängige) Vereine und eine international einmalige Stadionkultur. Stattdessen werden weiterhin die extremen Ungleichgewichte in der Verteilung der Gelder zementiert.

Auch das neue Modell bevorteilt die Vereine im oberen Drittel der Liga wesentlich stärker als den Rest; hier dürfen die Vereine wesentlich weniger Verbesserungen auf der Einnahmenseite erwarten. In Verbindung mit der ohnehin schon ungerechten Verteilung der Medieneinnahmen manifestiert sich der gegenwärtig existente Zustand.

Der Investor bekäme entsprechend der Größe seines Anteils an einer dafür noch zu gründenden Liga-Firma direkt den entsprechenden Prozentsatz der aktuellen Medieneinnahmen. Der im neuen Entwurf geplante Puffer vom 300 Mio. € soll die neuen Abgaben an den Investor für die Vereine erstmal abfedern. Eine Modellrechnung sieht die Summe als für drei Jahre ausreichend an. Ab da müssten die Erlöse bereits um mehr als den Anteil des Investors gestiegen sein (denn von der Steigerung bekommt der Investor dann auch wieder seine Prozente), damit die Vereine erst einmal soviel hätten wie vor dem Deal und das liefe dann die nächsten 20 Jahre so weiter. Das klingt nicht sonderlich seriös.

Es bleibt also dabei: Es geht um Unmengen an Geld, das weiterhin ungerecht verteilt wird. Bei den enorm großen Summen um die es geht, bekommen natürlich die Vereine, die ohnehin schon jede Menge Geld bekommen, zusätzlich noch einmal viel mehr. Von der Demut, die die Vertretenden der Liga in der Corona-Pandemie postulierten, ist nichts mehr übrig geblieben. Es war ein Feigenblatt.

Zu guter Letzt bleibt festzuhalten, dass die Notwendigkeit des Einstiegs eines Investors rein für die Entwicklung eines OTT-Angebots, also einer Streaming-Plattform, nicht zwingend notwendig erscheint. Darüber hinaus bleibt der Begriff „Digitalisierung“ mehr als weitläufig und schwammig; er lässt viel Platz für Fantasie – von Fanseite aus betrachtet eher Negative.

Trotz stetig zunehmender Digitalisierung in unserem Leben, findet der Fußball weiterhin im Stadion statt. Der Moment, wenn die Emotionen auf den Rängen mit der Leidenschaft auf dem Spielfeld zusammenkommen und besondere Kräfte sich entwickeln, ist der, den wir alle so lieben. Damit das auch in Zukunft so bleibt, braucht es ehrlichen, echten Sport sowie erlebbare Fankultur und kein überkommerzialisiertes Produkt, das mehr im Internet, auf Instagram, TikTok oder YouTube stattfindet.

Supporters Mainz e.V., Dezember 2023