Letzten Samstags halb vier: Fußball, Bratwurst, Bier!

Oder Couscous und Traubensaftschorle oder irgendwas anderes aus dem leckeren und günstigen Angebot … aber immer Fußball.

 

Viele Dutzend helfende Hände kümmerten sich um den Rahmen und die Verköstigung an dem außergewöhnlichen Spieltag am Bruchweg – herzlichen Dank allen! – schrieben und verkauften ein Stadionheft, Fritz Walter ließ die Finger vom Wetter und ungefähr 300 Freiburger waren auch dabei, was viel ist, vor allem, wenn man daran denkt, daß die meisten Fans sich 48 Stunden später wieder auf den Weg nach Mainz machen würden.

 

Ab eins begann sich das Stadion hinter der Gegengeraden zu füllen. Ein bunter Querschnitt von Fußballinteressierten wirklich jeden Alters, vom mitgebrachten Kleinkind bis zu Leuten in einem Alter, in dem viele schon im Seniorenstift wohnen, zeigten, daß es nicht nur die organisierten Fans sind, die es für keine gute Idee halten, die Anstoßzeiten in der Bundesliga auf einen weiteren Tag auszudehnen.

Über dreitausend waren dabei, als die Mainzer Fan-Elf sich Mühe gab, nicht völlig unter die Freiburger Fußballschuhe zu kommen. Was, wenn man das Ergebnis betrachtet, das, je nach Zählung, ungefähr 3:9 ausging, nicht so gut gelungen ist. Trotz zeitweiser doppelter Überzahl und dem sich selbst einwechselndem Trainer Petr Ruman, aber es war allerbeste Fußballunterhaltung.

 

Die Stadionordnung als obligatorische Shortlist (© Meenzer on Tour)

 

Außerdem kann man die Niederlage, wenn man will, als gutes Zeichen sehen: Im Theater gibt es unter den höchst abergläubischen Leuten ‚vom Bau’ nichts schlimmeres als eine gelungene Generalprobe.

 

Erstaunlicherweise mußte die Podiumsdiskussion nach dem Match ausfallen, weil sich kein DFL-Vertreter finden ließ, der sich in die Höhle des Fanprotests traute. So alberte man nach dem Abpfiff noch mit den Kickern herum – mit denen man auch während des Spiels und in der Halbzeit im kommunikativen Austausch war – und gegen viertel nach sieben machten sich die Gäste auf den Weg, die Zuschauer mit der weniger langen Anreise feierten die gelungene Pleite bis ungefähr acht Uhr.

 

Wenn es (fast alle) Fans zweier konkurrierender Vereine schaffen, in solch einem großen Projekt zusammenzuarbeiten, dann fällt einem das Motto: „In den Farben getrennt. In der Sache vereint.“ ein, wobei die Trennung der Vereinsfarben in diesem Fall in der Reihenfolge besteht: Weiß-rot im Breisgau und rot-weiß in Rheinhessen.

 

Anders als bei vielen Fanaktionen, über die man meistens nur auf den „üblichen verdächtigen“ Fanseiten im Internet etwas liest, berichteten auch überregional beispielsweise die ‚Süddeutsche’ und die ‚Sportschau‘ über unseren Spieltag, auch wenn der Filmbeitrag sozusagen extrakurz war, und der Südwestfunk war auch dabei.

 

Das einzig gefährliche an dem Nachmittag? Nein, nicht die Pyrotechnik, sondern daß er so phantastisch war, daß zu befürchten ist, es könnten sich einige Fans heimlich weitere Montagsspiele wünschen – weil der Protest dagegen soviel Spaß macht.

 

PS: bundesligafanatic.com: Mainz and Freiburg Fans Take to the Pitch in Protest Match

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